Vom 30.8 bis zum 03.09.21 führ­te die Klas­se 10.1 mit Herrn Gil­let und Frau Grill eine Pro­jekt­wo­che zum The­ma Cyber­kri­mi­na­li­tät, also Straf­ta­ten, wel­che im Inter­net began­gen wer­den, durch. The­men die­ser Woche waren des­halb unter ande­rem Inter­net­be­trug mit soge­nann­ten Fake-Shops und auf gän­gi­gen Platt­for­men wie Ebay-Klein­an­zei­gen. Aber auch das Dark­net, Hate-Speech (Hass-Rede), Cyber­mob­bing, Fake News, Ver­schwö­rungs­theo­rien und Cyber­ter­ro­ris­mus wur­den dabei behan­delt. Im Zuge des­sen gestal­te­te die Klas­se eine gro­ße Info­wand mit 10 Gebo­ten der digi­ta­len Ethik und for­mu­lier­te die­se so, dass alle Schü­ler/-innen der Ket­tel­er­schu­le die­se ver­ste­hen und anwen­den kön­nen. Mit­hil­fe die­ser Gebo­te soll ein gutes Zusam­men­le­ben auch im Inter­net für alle Schü­ler gewähr­leis­tet wer­den.

Höhe­punkt die­ser The­men­wo­che war der Besuch von Herrn Som­mer­hal­ter, einem Exper­ten für das The­ma Cyber­mob­bing, der seit 2017 Lei­ter für Prä­ven­ti­on und Medi­en­be­ra­tung beim Bünd­nis gegen Cyber­mob­bing e. V. in Karls­ru­he ist. Ihn beglei­te­te dabei Herr Holz­ap­fel, ein frei­er Jour­na­list für u. a. den Spie­gel, der momen­tan einen Arti­kel über Herrn Som­mer­hal­ter schreibt.*

Zur Vor­be­rei­tung die­ses Gesprächs befass­ten sich die Schü­ler/-innen mit Ruf­mord­kam­pa­gnen im Inter­net. In die­sem Zusam­men­hang schau­ten sie auch eine Doku­men­ta­ti­on des Y‑Kollektivs (Cyber­mob­bing im Dark­net kau­fen — Leben zer­stö­ren per Maus­klick). In die­ser ging es zum gro­ßen Teil um Herrn Som­mer­hal­ter, der, obwohl selbst Exper­te, unschul­di­ges Opfer einer unfass­ba­ren Schmutz- und Hass­kam­pa­gne gegen ihn gewor­den ist. Die­ser Fall mach­te die Jugend­li­chen mehr als sprach­los. Jah­rerlan­ger Psy­cho­ter­ror, Mord­dro­hun­gen gegen ihn und sei­ne Kin­der, aber auch erfun­de­ne Lügen­ge­schich­ten über ihn auf Face­book sind Teil sei­ner bewe­gen­den Geschich­te.

Beim Besuch von Herrn Som­mer­hal­ter war die­ser direkt begeis­tert von der schön gestal­te­ten Info­ta­fel der Klas­se 10.1 zu den Gebo­ten der digi­ta­len Ethik, sodass er davon nicht nur ein Foto mach­te, son­dern die­se auch dazu nutz­te, um sie in die Vor­stel­lung sei­ner eige­nen Per­son ein­zu­bau­en. Dabei erzähl­te er bei­spiels­wei­se inter­es­san­te Hin­ter­grund­ge­schich­ten zum The­ma Sam­meln von pri­va­ten Daten durch Whats­App und Co., aber auch span­nen­de Infor­ma­tio­nen zu Inter­net­phä­no­me­nen wie der Gru­sel­fi­gur „Momo“. Er erklär­te den Schü­le­rin­nen und Schü­lern aber auch, dass er auf­grund der trau­ma­ti­schen Ereig­nis­se der ver­gan­ge­nen Jah­re momen­tan lei­der nicht in sei­nem Beruf arbei­ten kann und dass der Besuch an der Ket­tel­er­schu­le für ihn eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit sei, um die inter­es­sier­ten Schü­ler über sei­nen Fall auf­zu­klä­ren.

Für den zwei­ten Teil der Gesprächs­run­de hat­ten sich die Jugend­li­chen vie­le Fra­gen notiert, die sie zu sei­ner Per­son, sei­ner tra­gi­schen Geschich­te und zur Doku­men­ta­ti­on des Y‑Kollektivs hat­ten. Ghaith und Azad woll­ten dabei zum Bei­spiel wis­sen, was sei­ne Moti­va­ti­on war, zu die­ser Gesprächs­run­de zu kom­men. Ron­ja und Johan­na B. frag­ten ihn, ob er den­ke, dass sein Leben je wie­der „nor­mal“ wer­den kön­ne? Für jede Fra­ge nahm sich Herr Som­mer­hal­ter viel Zeit und man merk­te dabei oft­mals, wie emo­tio­nal es für ihn war, dar­über zu spre­chen. Trotz­dem war er bei jeder Aus­sa­ge scho­nungs­los ehr­lich, was das gan­ze Gespräch für ihn und die Schü­ler noch inten­si­ver mach­te.

Zum Abschluss der lei­der viel zu kur­zen 90 Minu­ten über­reich­ten der Klas­sen­spre­cher David und die Klas­sen­spre­che­rin Johan­na B. Herrn Som­mer­hal­ter noch ein beson­de­res Geschenk und Dan­ke­schön für den Besuch. In einer Gedan­ken­wol­ke hat­ten die Schü­ler/-innen sowie Frau Grill und Herr Gil­let Begrif­fe gesam­melt, welch ein tol­les Vor­bild Herr Som­mer­hal­ter ist und was sie ihm für die Zukunft wün­schen.

 

Jonas mein­te im Anschluss des Besuchs: „Es ist wirk­lich bemer­kens­wert, dass er Herr Som­mer­hal­ter in all den Jah­ren so cool geblie­ben ist und sich nicht rächen will.“ „Echt bewun­derns­wert, wie Herr Som­mer­hal­ter trotz allem immer noch so posi­tiv ist und wie nett und offen er zu uns war“, schloss sich Chia­ra an.

Frau Grill fass­te die rund­um gelun­ge­ne Pro­jekt­wo­che mit fol­gen­den Wor­ten zusam­men: „Es war super erkennt­nis­reich, inten­siv und span­nend. Solch eine Pro­jekt­wo­che und gera­de der Besuch stär­ken nicht nur die Medi­en­kom­pe­ten­zen der Jugend­li­chen, son­dern auch die Sozi­al­kom­pe­tenz.“

Herr Som­mer­hal­ter war sehr gerührt von dem schö­nen Geschenk sowie der tol­len Ges­te und hat es mitt­ler­wei­le in sei­nem Büro hän­gen. „Es hängt an mei­ner Wand der posi­ti­ven Erin­ne­run­gen, die mir immer wie­der Kraft gibt. Ich war super berührt davon. Noch­mals vie­len Dank dafür“, berich­te­te der Exper­te Tage spä­ter in einem Tele­fo­nat mit Herrn Gil­let. In die­sem erzähl­te er außer­dem noch in Bezug auf den Gesprächs­be­such, die Ket­tel­er­schu­le und die Klas­se 10.1: „Es war wirk­lich ein tol­ler Besuch für mich. Man merk­te direkt, sei es an den Inter­view­fra­gen oder an der Info­ta­fel der digi­ta­len Gebo­te, wie umfang­reich und viel­schich­tig sich die Schü­le­rin­nen und Schü­ler mit die­sen Sachen beschäf­ti­gen. An der Schu­le sind die Kids und Jugend­li­chen beim The­ma Inter­net und Social Media wirk­lich sen­si­bi­li­siert. Der Besuch hat viel Spaß gemacht.“ Die­se Wor­te des Exper­ten zei­gen deut­lich, dass der Balan­ce-Aspekt der Medi­en­schu­le Ket­tel­er­schu­le Schmelz nicht nur theo­re­tisch ver­mit­telt wird, son­dern immer wie­der in der prak­ti­schen Arbeit gelebt wird.

Wer sich selbst ger­ne über die bewe­gen­de Geschich­te von Herrn Som­mer­hal­ter und Hass im Inter­net gene­rell infor­mie­ren möch­te, kann dies in der Doku­men­ta­ti­on unter: https://de.gofundme.com/f/kueche-fuer-peter tun.

*Bei­de Besu­cher waren geimpft und tru­gen wäh­rend ihres Besu­ches eine Mas­ke. Das Gespräch mit der Klas­se und Herrn Som­mer­hal­ter wur­de extra im gro­ßen Musik­saal durch­ge­führt, damit der nöti­ge Abstand gewähr­leis­tet wer­den konn­te.