Bischof Ketteler

Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler

Sozi­al­bi­schof von Mainz von 1850 — 1877

“Wol­len wir die Zeit erken­nen, so müs­sen wir die sozia­le Fra­ge zu ergrün­den suchen. Wer sie begreift, erkennt die Gegen­wart, wer sie nicht begreift, dem ist die Gegen­wart und Zukunft ein Rät­sel.”

Am 25. Dezem­ber 1811 wird Wil­helm Emma­nu­el Josef Hubert Maria Frei­herr von Ket­te­ler als sechs­tes von neun Kin­dern als Sohn des preu­ßi­schen Land­rats Maxi­mil­li­an von Ket­te­ler-Har­kot­ten und sei­ner Ehe­frau Cle­men­ti­ne in Münster/Westfalen gebo­ren.

Schulzeit und Ausbildung

  • Pri­vat­un­ter­richt, 4‑jähriger Auf­ent­halt im Jesui­ten­in­ter­nat in Brig/Schweiz
  • Abitur in Müns­ter
  • Jura-Stu­di­um an der Georg-August-Uni­ver­si­tät in Göt­tin­gen, an den Uni­ver­si­tä­ten von Hei­del­berg, Ber­lin und Mün­chen
  • 1.Staatsexamen

ketteler
Bischof Ket­te­ler

Anstellung als Gerichtsreferendar

In jeder Hin­sicht zur Zufrie­den­heit sei­ner Vor­ge­setz­ten, aber ohne gro­ßen Enthu­si­as­mus ver­sah Ket­te­ler sei­nen Dienst als Ver­wal­tungs­be­am­ter bis zu jenen Ereig­nis­sen 1837 in Köln:
Am 30. Novem­ber die­ses Jah­res wur­de der Köl­ner Erz­bi­schof von Dros­te zu Vische­ring auf Ver­an­las­sung der preu­ßi­schen Regie­rung ver­haf­tet und gefan­gen­ge­setzt. Der Köl­ner Bischof hat­te sich gewei­gert, die Ver­ein­ba­run­gen der Regie­rung mit den west­deut­schen Bischö­fen im Hin­blick auf die Misch­ehen zu befol­gen — für Ket­te­ler ein Anlass im Mai 1838 aus dem Dienst zu schei­den.
Einem Staat, der die Auf­op­fe­rung sei­nes Gewis­sens for­de­re, wol­le er nicht die­nen.

  • drei­jäh­ri­ges Rin­gen um die Beru­fung zum Pries­ter
  • Beginn des Stu­di­ums im Pries­ter­se­mi­nar in Eich­stätt nach dem Rat des Eich­stät­ter Bischofs
  • wei­te­re Stu­di­en in Inns­bruck und Mün­chen
  • 1844 Pries­ter­wei­he im Dom zu Müns­ter

Dorfpfarrer in Hopsten/Westfalen

Die gan­ze Selig­keit sei­nes Daseins hielt er für erreicht, als er 1846 zum Dorf­pfar­rer in Hops­ten ernannt wur­de. In Hops­ten lern­te Ket­te­ler die bit­te­re Armut der Land­be­völ­ke­rung ken­nen, die oft auf Miss­ern­ten zurück­zu­füh­ren war. Zur Lin­de­rung die­ser Not setz­te sich Pfar­rer Ket­te­ler mit sei­ner gan­zen Kraft ein.

Der Politiker Ketteler

1848 kan­di­dier­te Wil­helm Emma­nu­el von Ket­te­ler für die ers­te gesamt­deut­sche Natio­nal­ver­samm­lung und wur­de in sei­nem Wahl­kreis als Abge­ord­ne­ter in die Pauls­kir­che gewählt. Sei­ne Lei­chen­re­de am Grab der bru­tal ermor­de­ten Abge­ord­ne­ten Auers­wald und Lich­now­sky mach­te den Hops­te­ner Bau­ern­pas­tor über Nacht zur Berühmt­heit. Zu Tau­sen­den ström­ten die Main­zer zusam­men, als Ket­te­ler 1848 am ers­ten Katho­li­ken­tag in Mainz die sozia­len Fra­gen der Gegen­wart erör­ter­te.

Der Bischof Ketteler

Am 25. Juli 1850 wird Ket­te­ler zum Bischof von Mainz ernannt. Er folgt die­sem Ruf nur auf aus­drück­li­chen Wunsch von Papst Pius IX. Sein Bischofs­amt ist geprägt von der reli­giö­sen und admi­nis­tra­ti­ven Erneue­rung des Bis­tums. In die­se Zeit fal­len die Wie­der­eröff­nung eines Pries­ter­se­mi­nars, die Grün­dung der Kon­gre­ga­ti­on der Fin­the­ner Schwes­tern von der Gött­li­chen Vor­se­hung mit dem Auf­trag zur Lehr- und Pfle­ge­tä­tig­keit, die Grün­dung von vie­len Schu­len. Ein beson­de­res Anlie­gen des Main­zer Bischofs galt der Arbei­ter­fra­ge. Er pran­ger­te die zuneh­men­de Ver­elen­dung der Arbei­ter­schaft an. Aber auch die Frei­heit der Kir­che und die Selbst­ord­nung der sie betref­fen­den Ange­le­gen­hei­ten lag ihm sehr am Her­zen.

Wür­di­gung sei­nes Lebens: Ket­tel­ers Leben war von tie­fer Reli­gio­si­tät und dem dar­aus erwach­se­nen sozia­len Bewusst­sein geprägt. Schon wäh­rend sei­ner Zeit als Land­pfar­rer such­te er durch die Grün­dung von Hilfs­fonds die Not der länd­li­chen Pfarr­kin­der zu lin­dern. Als Bischof von Mainz grün­de­te er meh­re­re sozi­al-cari­ta­ti­ve Ein­rich­tun­gen. Ihm war bewusst, dass die kon­kre­te Sozi­al­ar­beit nicht aus­reicht. Er scheu­te sich nicht, öffent­lich sozi­al­po­li­ti­sche The­men anzu­spre­chen. In einer Rede vor 10000 Arbei­tern in Offen­bach for­der­te er den Staat auf, neben der für ihn selbst­ver­ständ­li­chen sozi­al-cari­ta­ti­ven Arbeit der Kir­che durch Gesetz­ge­bung, den Schutz der Arbei­ter vor den Übeln des Kapi­ta­lis­mus sicher­zu­stel­len.

Bischof Ketteler und die Kettelerschule Schmelz

Seit 1954 besteht der Name Ket­te­ler-Schu­le. Es lie­gen kei­ne schrift­li­chen Doku­men­te vor, die sich auf die Namens­ge­bung bezie­hen. In einer Fest­schrift anläss­lich des 25-jäh­ri­gen Bestehens der Ket­te­ler-Schu­le Schmelz und 170-Jah­re Schu­le in Außen wird der Name Ket­te­ler-Schu­le offi­zi­ell gebraucht. Es heißt dort: 25-jäh­ri­ges Jubi­lä­um der Ket­te­ler-Schu­le

Lebenslauf des Bischofs Wilhelm Emmanuel von Ketteler

25.12.1811 Gebo­ren in Münster/Westfalen
1824–1828 Zög­ling im Jesui­ten­kol­leg zu Brig (Schweiz)
1829–1833 Jura­stu­di­um in Göt­tin­gen , Ber­lin , Hei­del­berg und Mün­chen
1833–1838 Gerichts- und Regie­rungs­re­fe­ren­dar im preu­ßi­schen Staats­dienst
1838 Aus­schei­den aus dem Staats­dienst aus Pro­test gegen die Ver­haf­tung des Köl­ner Erz­bi­schofs Cle­mens August
1841–1843 Theo­lo­gie­stu­di­um in Mün­chen
01.06.1844 Pries­ter­wei­he in Münster/Westfalen
1844–1846 Kaplan in Beckum
1847–1849 Pfar­rer in Hops­ten (Kreis Tecklenburg/Westfalen)
1848 Abge­ord­ne­ter der Frank­fur­ter Natio­nal­ver­samm­lung
1849–1850 Probst (Pfar­rer) in St. Hed­wig in Ber­lin
1850–1877 Bischof von Mainz
1851 Wie­der­eröff­nung des Main­zer Pries­ter­se­mi­nars Schaf­fung vie­ler Ein­rich­tun­gen z. B. Schu­len, Kran­ken­häu­ser, Inter­na­te
1869–1870 Teil­neh­mer des 1. Vati­ka­ni­schen Kon­zils in Rom; Dis­kus­si­on um die Unfehl­bar­keit des Paps­tes
1871 Wahl in den deut­schen Reichs­tag
1872 Nie­der­le­gung des Man­da­tes
13.07.1877 ver­stor­ben im Kapu­zi­ner­klos­ter Burghausen/Bayern; Bei­set­zung — Mari­en­ka­pel­le im Main­zer Dom