Naya aus Syrien hat harte Zeiten hinter sich. Jetzt hat sie ein Start-Stipendium bekommen.
Naya wischt sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel, während sie davon berichtet, was sie und ihre Familie im vergangenen Jahr erlebt haben. Die Angst im umkämpften Damaskus, die Sorge um ihre Mutter, die bei einer Explosion verletzt wurde, die schwierige Flucht aus Syrien und der Neubeginn im fremden Deutschland. In Schmelz hat Familie Obeid Sicherheit gefunden. Nun ringen die Eltern und die beiden Kinder um Normalität.
Die 15-Jährige hat schon viel erreicht, seit sie im Oktober an der Kettelerschule in Schmelz angekommen ist. Sie hat fleißig Deutsch gelernt, kann sich bereits in der neuen Sprache unterhalten, hat eine gute Freundin gefunden. Sie arbeitet für ihren Schulabschluss und schmiedet Pläne für die Zukunft.
Unterstützung für das Studium
Jetzt hat Naya ein Start-Stipendium erhalten. Dies wird dem jungen Mädchen helfen, seine Träume zu verwirklichen. Neben einem monatlichen Büchergeld erhält es die Möglichkeit, an Ferienworkshops und Seminaren teilzunehmen und sich dort mit anderen jungen Migranten auszutauschen. Das Start-Stipendium will es begabten Schülern ausländischer Herkunft erleichtern, Abitur zu machen und zu studieren. Zum Beispiel Naya, die davon träumt, Kinderärztin zu werden – oder Architektin oder vielleicht auch etwas ganz anderes. „Ich habe jeden Tag neue Ideen“, sagt Naya, „das Wichtigste ist: Ich will auf jeden Fall Abitur machen und studieren.“
Schulleiterin Isabella Katzorke ist stolz auf Naya. „Sie zeigt ein überdurchschnittliches Lern- und Leistungsverhalten und ist ein sehr freundliches, liebenswertes Mädchen“, sagt die Pädagogin. Sie hat Naya auf das Start-Stipendien-Programm aufmerksam gemacht und freut sich, dass die 15-Jährige es geschafft hat, in das Programm aufgenommen zu werden. „Das kann ihr helfen, ihren Horizont zu erweitern, und ihr in Zukunft manche Türen öffnen“, meint Katzorke.
Ein Zimmer in Sicherheit
Die deutsche Zukunft der Familie Obeid begann im Aufnahmelager von Lebach. Zusammen, sicher und gesund — aber auch bedrückt. Es war schwer für Naya, ihren Bruder Rami (11) und ihre Eltern, das Zuhause zurückzulassen. Die Tanten, die Großmutter, die Schulfreundinnen. Den gewohnten Alltag und die Sprache. „Viele bleiben in Syrien, weil sie kein Geld für die Reise haben. Und viele haben auch Angst“, sagt Naya und knetet ihr Taschentuch zwischen den Fingern. „Es ist sehr schwer, sich in einem anderen Land ein neues Leben aufzubauen.“ Über Internet hält das junge Mädchen den Kontakt zu Freunden und Verwandten.
Nach drei Wochen in Lebach zog Familie Obeid in eine Wohnung nach Schmelz. Dank der Unterstützung der Gemeinde erhielt die Familie Mobiliar, so dass die Obeids nach zwei Wochen einigermaßen eingerichtet waren. Die Kinder besuchen seitdem die Kettelerschule in Schmelz. Schon am ersten Tag hat Naya dort Perihan kennengelernt, die inzwischen eine enge Freundin ist. Mit ihr schlendert sie in den Pausen über den Schulhof, plaudert über Teenager-Themen. Normalität für eine 15-Jährige, die Naya in Schmelz Schritt für Schritt zurückgewinnt.
Auch ihre Eltern, beide Ingenieure, bauen sich langsam ein neues Leben auf. Jeden Tag gehen sie zum Deutschkurs, um möglichst bald wieder in ihrem Beruf arbeiten zu können. Naya geht zur Schule und hofft auf die Zukunft.