Gelun­ge­nes inter­kul­tu­rel­les Social-Media-Pro­jekt an der Ket­tel­er­schu­le

„Inte­gra­ti­on, das bedeu­tet für mich Freund­schaft, dass Reli­gio­nen und Kul­tu­ren zusam­men­fin­den, Respekt vor­ein­an­der haben.“ Tomé, 16, hat sich über die­ses The­ma vie­le Gedan­ken gemacht. Gemein­sam mit Freun­den und Mit­schü­lern der Ket­tel­er­schu­le in Schmelz hat er über Mona­te an einem Social-Media-Pro­jekt zum The­ma gear­bei­tet. Dabei sind sich die jun­gen Schmel­zer näher gekom­men — die­je­ni­gen, die schon immer hier gelebt haben, und die, die in den letz­ten Jah­ren vor dem syri­schen Krieg nach Schmelz geflo­hen sind. „Ich fand es toll zu sehen, wie die Pro­jekt­grup­pe zusam­men­ge­wach­sen ist, wie das Ver­trau­en unter­ein­an­der gewach­sen ist“, freut sich Mari­na Henn vom Adolf-Ben­der-Zen­trum St. Wen­del, die das Pro­jekt beglei­tet hat.

Alle zwei Wochen haben sich die Schü­ler/-innen nach der Schu­le getrof­fen. Sie haben ein­an­der ken­nen­ge­lernt, über schwie­ri­ge und weni­ger schwie­ri­ge The­men gere­det und sie haben Medi­en­pro­duk­te geplant und her­ge­stellt, vor allem Fotos und Vide­os. „Über einen lan­gen Zeit­raum haben die jun­gen Leu­te viel Frei­zeit in das Pro­jekt inves­tiert“, betont Schul­lei­te­rin Isa­bel­la Katz­or­ke. „Und auf das Ergeb­nis sind wir alle stolz.“

Her­aus­ge­kom­men ist ein Video­film, der die Arbeit und die per­sön­li­che Ent­wick­lung der jun­gen Leu­te doku­men­tiert. Man sieht sie, wie sie sich ken­nen­ler­nen, ers­te Schrit­te in die gemein­sa­me Arbeit unter­neh­men. Im Zen­trum von Schmelz inter­view­en die Schü­ler Pas­san­ten: „Ist Schwul-Sein nor­mal? Was den­ken Sie über Flücht­lin­ge? Was hal­ten sie vom Kopf­tuch?“ Und sie ern­ten nach­denk­li­che Ant­wor­ten, weit weg von Stamm­tisch­pa­ro­len und Inter­net-Hass­kom­men­ta­ren. „Ich war selbst ein­mal Flücht­ling“, ant­wor­tet eine weiß­haa­ri­ge alte Dame der syri­schen Schü­le­rin, die sie befragt. Dann zuckt sie die Schul­tern. Mehr gibt es nicht zu sagen.

„Die­se Stra­ßen­in­ter­views über Vor­ur­tei­le waren inter­es­sant“, berich­tet Anni­ka, 13. „Vie­le Leu­te haben uns Ant­wor­ten gege­ben. Man­che Schmel­zer haben zum Bei­spiel Vor­ur­tei­le über Polen, die angeb­lich klau­en.“ Und ihre Freun­din Lara, 14, ergänzt: „Vie­le Leu­te haben auch Vor­ur­tei­le über Frau­en mit Kopf­tuch. Obwohl die Vor­ur­tei­le gar nicht stim­men.“ Auch Bür­ger­meis­ter Armin Emma­nu­el ließ sich von den Schü­lern inter­view­en. Die Vide­os, aber auch Pla­ka­te und ande­re Wer­ke der Nach­wuchs­jour­na­lis­ten sind jetzt auf Face­book und You­Tube unter dem Label „We are your fri­ends 2.0“ zu fin­den.

Das Pro­jekt hat den Schü­lern die Mög­lich­keit gege­ben, sich außer­halb des Unter­richts aus­zu­tau­schen — über ver­schie­de­ne Fra­gen rund um Tole­ranz, Reli­gi­on, Inte­gra­ti­on. „Dabei haben sie viel Offen­heit gelernt — und dass es nicht schlimm ist, wenn ande­re anders sind“, erklärt Leh­rer Boris Gil­let, der das Pro­jekt an der Ket­tel­er­schu­le beglei­tet hat.

Im Rah­men der Fei­er­stun­de an der Schu­le zei­gen die jun­gen Leu­te nun ihre Ergeb­nis­se. Mit Stolz und ein biss­chen Geki­cher sehen sie ihren Film über die gro­ße Lein­wand lau­fen. Sie bekom­men Teil­nah­me­zer­ti­fi­ka­te, Hän­de wer­den geschüt­telt, die Schul­band spielt, es gibt Reden, Geträn­ke und Plat­ten vol­ler Schnitt­chen. Bevor es so weit ist, dür­fen die Teil­neh­mer selbst spre­chen. „Dan­ke, dass ihr uns gehol­fen habt, als wir vor dem Krieg flie­hen muss­ten“, sagt Aisha. Und eines ist ihr beson­ders wich­tig: „Mei­ne Reli­gi­on, der Islam, will kei­nen Ter­ror. Der Islam mag kei­ne Unge­rech­tig­keit. Es ist eine tole­ran­te, eine brü­der­li­che und schwes­ter­li­che Reli­gi­on.“ Und Aya, 16, zitiert aus dem Grund­ge­setz: „Poli­tisch Ver­folg­te genie­ßen Asyl.“

Die Zuhö­rer sind beein­druckt. „Nur, wenn man sich mit einem The­ma inten­siv aus­ein­an­der­setzt, kann man sich auch eine Mei­nung bil­den“, erklär­te Mar­git Jung­mann vom Schul­amt des Land­krei­ses als Ver­tre­te­rin des Land­rats Patrik Lau­er. Ins­be­son­de­re die Betei­li­gungs­pro­jek­te, beton­te sie, fal­len auf frucht­ba­ren Boden. „Ich sehe hier so vie­le Kin­der, die Inter­es­se an die­ser Sache haben. Des­we­gen will ich mich dafür ein­set­zen, dass das Pro­jekt hier in Schmelz wei­ter­ge­führt wird“, äußer­te sich bei der Fei­er­stun­de Gemein­de­ver­tre­ter Bernd Dieck­mann. Und Sil­ke Schlei­mer, päd­ago­gi­sche Lei­te­rin bei der Gemein­de, unter­streicht: „Es gibt nichts Wich­ti­ge­res, als offen durch die Welt zu gehen und ande­re Men­schen zu respek­tie­ren.“

Das Pro­jekt wur­de von der Gemein­de Schmelz, dem Land­kreis Saar­lou­is und dem Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Fami­lie, Senio­ren, Frau­en und Jugend geför­dert.