Die Neunt­kläss­ler der Ket­tel­er­schu­le besich­tig­ten das KZ Strut­hof im Elsass

Spu­ren von Ter­ror und Men­schen­ver­ach­tung begeg­ne­ten die 9. Klas­sen der Ket­tel­er­schu­le – sie besich­tig­ten in drei Grup­pen das frü­he­re deut­sche Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Strut­hof im Elsass.

Hoch oben in den Voge­sen lie­gen im Wald die Über­res­te des Lagers, das in der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus als Arbeits­la­ger galt. Ein harm­lo­ser Name für einen schreck­li­chen Plan: Durch har­te Arbeit, ver­bun­den mit Hun­ger, Käl­te, Grau­sam­keit und Krank­hei­ten, kamen die Häft­lin­ge in Strut­hof zu Tode. Beim Stra­ßen­bau, im Stein­bruch und beim Errich­ten unter­ir­di­scher Gewöl­be muss­ten sie nicht nur har­te Arbeit leis­ten, son­dern wur­den immer wie­der sinn­los gequält – indem sie etwa, krank und ent­kräf­tet, auf dem Weg zur Arbeits­stät­te unnütz schwe­re Stei­ne schlep­pen muss­ten.

Das KZ Strut­hof dien­te zudem als Hin­rich­tungs­stel­le. Wider­stands­kämp­fer und Deser­teu­re wur­den dort­hin trans­por­tiert und getö­tet. Auch medi­zi­ni­sche Men­schen­ver­su­che wur­den gemacht – Ärz­te expe­ri­men­tier­ten an den Häft­lin­gen mit Gift­gas und töd­li­chen Krank­heits­er­re­gern.

Die meis­ten Häft­lin­ge in Strut­hof waren Men­schen, die dem Nazi-Regime auf ver­schie­de­ne Art Wider­stand geleis­tet hat­ten. Sie wur­den ins KZ ver­schleppt, ohne dass ihre Ange­hö­ri­gen wuss­ten, wohin sie ver­schwun­den waren. Auch vie­le pol­ni­sche Zwangs­ar­bei­ter lit­ten in Strut­hof.

Heu­te zeu­gen nur noch eini­ge Häft­lings­ba­ra­cken von dem unvor­stell­ba­ren Leid der Opfer und der Grau­sam­keit der Täter. Die Schü­ler/-innen erkun­de­ten die Geschich­te des Lagers im Muse­um. Dort wer­den die deut­schen Offi­zie­re vor­ge­stellt, die das Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger lei­te­ten, aber auch die Schick­sa­le bei­spiel­haf­ter Opfer. Es sind vie­le Doku­men­te der Todes­bü­ro­kra­tie zu sehen, Brie­fe mit Haken­kreuz und „Heil-Hitler“-Grüßen, Wer­be­pro­spek­te für Wehr­macht und Reichs­ar­beits­dienst, die gro­ben Holz­schu­he eines Häft­lings, Urnen, in denen die Hin­ter­blie­be­nen in man­chen Fäl­len und gegen hohe Geld­sum­men die Über­res­te ihrer Lie­ben ent­ge­gen­neh­men konn­ten.

In einer Bara­cke lässt ein geflies­ter Sezier­tisch erah­nen, wel­che Grau­sam­kei­ten die in Strut­hof täti­gen Ärz­te aus­ge­übt haben mögen. Zel­len, in die sich eine gan­ze Schul­klas­se mit Mühe quetscht, machen erfahr­bar, wie die Häft­lin­ge dort über Wochen zusam­men­ge­pfercht wur­den. Beson­ders beklem­mend emp­fan­den die Schmel­zer Schü­ler die geflies­te Gas­kam­mer, die in ein schmu­ckes Berg­bau­ern-Häus­chen ein­ge­baut ist.

Füh­re­rin Mei­ke Jung von der Stif­tung Demo­kra­tie Saar­land infor­mier­te die jun­gen Leu­te über den schwer vor­stell­ba­ren All­tag im Lager. Sie hat­te Zeit­zeu­gen­be­rich­te mit­ge­bracht, die die Schü­ler gemein­sam lasen und bespra­chen. „Es ging immer dar­um, den Men­schen ihre Indi­vi­dua­li­tät und Mensch­lich­keit zu neh­men“, erklär­te Jung. „Sie soll­ten von Anfang an erfah­ren, dass sie kei­ne eige­nen Ent­schei­dun­gen mehr tref­fen konn­ten.“ So erklär­te sie etwa das Sche­ren der Kopf- und Kör­per­haa­re bei der Ankunft im Lager, die Aus­ga­be von zer­schlis­se­ner, nicht pas­sen­der Klei­dung – die eige­ne durf­ten die Men­schen nicht behal­ten. Spei­se­plä­ne doku­men­tie­ren die kar­gen Ratio­nen, Zeich­nun­gen von ehe­ma­li­gen Häft­lin­gen machen die Grau­sam­keit der Auf­se­her und die all­täg­li­che Ver­zweif­lung spür­bar.

Vie­le ver­stö­ren­de Ein­drü­cke – Strut­hof war ein anstren­gen­des Aus­flugs­ziel für die Neunt­kläss­ler. Aber alle waren froh, die Rei­se gemacht zu haben. „Man kann sich bes­ser vor­stel­len, wie das Leben im KZ wirk­lich war“, meint ein Schü­ler. „Wir haben erlebt, was wir nur aus der Schu­le und aus Büchern kann­ten“, ergänzt eine Mit­schü­le­rin.